Zunächst erfolgt eine genaue Anamnese hinsichtlich der Anzahl der Luxationereignisse sowie dem zeitlichen Verlauf. Außerdem wird genau auf die Art und Weise Luxation, sowie wenn er innerlich die Stellung des Kniegelenks beim Ergeinis eingeganen. Auch weitere Aspekte wie berufliche Tätigkeit und sportlicher Anspruch werden in Erfahrung gebracht.
Dann folgt eine genaue körperliche Untersuchung mit klinischer Testung der Kniescheibeninstabilität (in unterschiedlichen Kniegelenkstellungen) sowie u.a. Schmerzprovokationstests. Eine MRT-Untersuchung ist bei stattgehabter Patellaluxation notwendig und wird in jedem Fall vor einer Therapieplanung durchgeführt. Ergänzen werden Röntgenbilder und wenn notwendig auch eine Rotationsbildgebung (Rotations-MRT/-CT) vor einer eventuell geplanten operativen Versorgungdurchgeführt.
Das mediale patellofemorale Ligament (MPFL) ist neben knöchernen Faktoren einer der wichtigsten Faktoren für die patellofemorale Stabilität. Studien bestätigen die enorme Bedeutung des MPFL als entscheidenden stabilisierenden Faktoren der Kniescheibe, insbesondere in strecknaher Position (10°-30° Beugung). Das MPFL verläuft vom inneren Rand der Patella bis zu der Innenseite der Oberschenkelrolle. Bei einer Verrenkung (Luxation) der Kniescheibe (i.d.R. nach außen) kommt es in nahezu allen Fällen zu einer Verletzung des MPFL, daher spielt die die Rekonstruktion dieser Struktur eine wichtige Rolle für eine erfolgreiche Therapie der patellofemoralen Instabilität.
Zunächst erfolgt regelhaft eine diagnostische Arthroskopie des Kniegelenkes zur Beurteilung der Kniescheibeninstabilität und des Knorpelzustandes. Anschließend wird eine körpereigene Sehne (Gracilissehne, alternativ Quadricepsstreifen) entnommen. Die Sehne wird in anatomisch korrekter Position an der Innenseite der Kniescheibe sowie an der Innenseite des Oberschenkelknochen befestigt und in der anatomisch korrekten Schicht innenseitig positioniert.
Postoperativ empfehlen wir (bei isolierter MPFL-Plastik) eine Teilbelastung des operierten Beines für 4 Wochen. Der Bewegungsumfang wird alle 2 Wochen nach der OP gesteigert (max. 30° Flexion für 2 Wochen, dann 60°, dann 90° bis 6 Wochenpostoperativ). Ab Woche 7 ist keine Orthese mehr nötig und es kann Krafttraining mit Vollbelastung und Widerstand erfolgen.
Die Tuberositas tibiae ist ein Knochenfortsatz im Bereich der vorderen oberen Schienbeinkante. Hier befindet sich der Ansatzpunkt der Patellasehne. Eine zuweit außen oder oben gelegene Tuberositas kann ein entscheidender Faktor beider Entstehung einer patellofemoralen Instabilität sein, weshalb eine Korrektur (Versatzosteotomie) in diesen Fällen eine sinnvolle therapeutische Option darstellt.
Die Operation verläuft in mehreren Schritten. Zunächst erfolgt regelhaft eine diagnostische Arthroskopie des Kniegelenkes zur Beurteilung der Kniescheibeninstabilität und des Knorpelzustandes. Anschließend wird ein Hautschnitt seitlich der Tuberositas tibiae angelegt, dann erfolgt das Abtrennen der Tuberositas tibiae vom Schienbeinkopf und das Versetzen der Knochenschuppe nach medial (innenseitig) bzw. distal (fußwärts) entsprechendder zugrundeliegenden Pathologie und Operationsplanung. Dann wird die Knochenschuppe (mit Insertion der Patellasehne) mittels Schrauben wieder am Schienbeinfixiert. Der Eingriff kann mit anderen Eingriffen zur Stabilisierung der Kniescheibe (z.B. MPFL-Plastik) kombiniert werden.
Postoperativ erfolgt die Teilbelastung des operierten Beines für 6 Wochen. Der Bewegungsumfang wird alle 2 Wochen nach der OP gesteigert (max. 30° Flexion für 2 Wochen, dann 60°, dann 90° bis 6 Wochen postoperativ). Ab Woche 7 ist keine Orthese mehr nötig und es kann Krafttraining mit Vollbelastung und Widerstand erfolgen.
Kommt es im Rahmen einer chronischen Instabilität der Kniescheibe zu einer Verkürzung des äußeren Halteapparats (laterales Retinaculum) kann es im Rahmen einer Stabilisierungsoperation notwendig werden eine Retinaculum-Verlängerung durchzuführen. Dies wird jedoch nie als alleiniger operativer Eingriff, sondern stets in Kombination mit anderen stabilisierenden Interventionen (z.B. MPFL-Plastik, Trochleaplastik, Tuberositasversatzosteotomie, Umstellungsosteotomie) durchgeführt.
Während der OP wird eine Hautinzision außenseitig angelegt und anschließend die oberflächliche Schicht des zweischichtigen lateralen Retinakulums inzidiert. Anschließend wird auf die Tiefe Schicht des Retinakulums präpariert und diese ca. 10 bis 20mm weiter hinten durchtrennt. In der gewünschten Position wird dann der oberflächliche Anteil mit dem tiefen Anteil spannungsfrei vernäht. So entsteht eine Verlängerung des Retinakulums, welche auf die individuellen Bedürfnisse des Patienten abgestimmt ist.
Die postoperative Nachbehandlung richtet sich nach den notwendigen Begleiteingriffen und wird für jeden Patienten individuell festgelegt.
Wenn eine Instabilität der Kniescheibe auf eine anatomisch nicht regelrecht ausgebildete Gleitrinne (Trochleadysplasie) zurückzuführen ist, ist die Trochleaplastik ein etabliertes operatives Verfahren. Die Trochleaplastik verbessert die knöcherne Führung zwischen Kniescheibe und Trochlea, was durch eine vertiefende Modellierung der Gleitrinne erreicht wird. Der Eingriff kann je nach Befundsituation mit anderen Eingriffen zur Stabilisierung der Kniescheibe (z.B. MPFL-Plastik) kombiniert werden.
Während der OP wird das Kniegelenk mittels Arthrotomie eröffnet, wobei die Gelenkfläche des Oberschenkels (Trochlea) zur Kniescheibe (Patella) dargestellt wird. Der Knorpel der Trochlea wird anschließend mit einer feinen Knochenschicht (Knochen-Knorpel-Lamelle) vom Rest des Oberschenkelknochens abgelöst. Im zentralen Teil der Trochlea wird dann Knochen entfernt und somit eine neue Gleitrinne etabliert. Die Knochen-Knorpel-Lamelle wird abschließend mittels Fadenankersystemen über dem modellierten Knochen wieder fixiert.
Postoperativ erfolgt die Teilbelastung des operierten Beines für 6 Wochen. Der Bewegungsumfang wird alle 2 Wochen nach der OP gesteigert (max. 30° Flexion für 2 Wochen, dann 60°, dann 90° bis 6 Wochen postoperativ). Ab Woche 7 ist keine Orthese mehr nötig und es kann Krafttraining mit Vollbelastung und Widerstand erfolgen.
Die wohl am häufigsten nicht diagnostizierte Ursache einer patellofemoralen Instabilität ist die Torsionsdeformität, also ein knöcherner Drehfehler von Ober- oder Unterschenkel. Hierbei führt die erhöhte Innendrehung des Oberschenkelknochens (femorale Innentorsion) bzw. eine erhöhte Außendrehung des Schienbeins (tibiale Außentorsion) zu einer relativen Verlagerung der Kniescheibe nach außen und nachfolgend zu Instabilität und Schmerz. Bei klinischen Auffälligkeiten wird die durchgeführte Standarddiagnostik (Röntgen, MRT) um ein Torsionswinkel CT bzw. MRT ergänzt. Die Torsionsosteotomie stellt dann die Therapie der zugrundeliegenden Pathologie dar, welche meist den Oberschenkelknochen (Femur) betrifft.
Für die femorale Torsionsosteotomie wird im Rahmen der OP die Haut innenseitig inzidiert, neben dem Muskel erfolgt dann die Präparation auf den Knochen. Dort erfolgt das Aufsuchen der geplanten Stelle des Sägeschnitts, woraufhin proximal (oberhalb) und distal (unterhalb) der festgelegten Osteotomieebene zunächst jeweils eine Schanz-Schraube im gewünschten Korrekturwinkel eingebracht werden. Unter Schutz der dorsal (hinten) gelegenen Gefäße und Nerven mittels Haken erfolgt dann die Osteotomie, anschließend wird der Oberschenkelknochen so gedreht, dass sich die beiden vorher eingebrachten Schanz-Schrauben parallel einrichten. Nun erfolgt die Fixierung mittels winkelstabiler Plattenosteosynthese und der schichtweise Wundverschluss.
Postoperativ erfolgt die orthesenfreie Teilbelastung des operierten Beines für 2-4 Wochen. Bei isolierter Torsionsosteotomie kann das Knie von Beginn an voll bewegt werden. Nach Abtrainieren der Gehstützen beginnt ab Woche 3 der Muskelaufbau.